So sah man ihn zu DDR-Zeiten im In- und Ausland: der Vindobona. Zwei Leipziger wollen einen der legendären Züge einsatzfähig machen. Foto: Deutsche Bahn/dpa
Kommt der Görlitzer Ost-ICE wieder?
Zwei Leipziger wollen den legendären Zug einsatzfähig machen. Hilfe kommt auch aus der Neißestadt.
Von Matthias Klaus
Klangvolle Namen waren damals quer durch Europa unterwegs: Karlex, Vindobona. Züge, die nicht nur nach Prag oder Karlsbad rollten, sondern auch nach Wien und per Fähre von Warnemünde bis nach Kopenhagen. Später hieß es „Sorbenexpress“ auf der Strecke von Berlin nach Bautzen. Acht der exklusiven Züge hatte die Reichsbahn zu DDR-Zeiten im Einsatz. Der VEB Waggonbau Görlitz stellte die dieselbetriebenen „Schnellverkehrstriebwagen“ her. 1963 wurde der erste auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt. Zufall oder nicht – zwei Leipziger sind es auch, die sich jetzt um die Wiederbelebung der Görlitzer Legende bemühen. Das Projekt heißt „Ein Zug für Mitteldeutschland“. Drei Triebköpfe, fünf Mittelwagen sollen so aufgearbeitet werden, dass sie wieder betriebsfähig sind. Und vor allem langfristig wirtschaftlich betrieben werden können. „Na ja, ein bisschen verrückt muss man wohl sein, wenn man sich so ein Ziel setzt“, sagt Ingo Kamossa, neben Mario Lieb einer der beiden Initiatoren aus Leipzig. Einen Zug, der aufgearbeitet werden soll, den gibt es bereits. Er gehört eigentlich dem Museum der Deutschen Bahn,wurde den Enthusiasten aber langfristig überlassen. Inzwischen ist der Zug aus Franken nach Sachsen zurückgekehrt. Er steht in einer angemieteten Halle in Dresden. „Finanziert wird die Unterbringung derzeit von uns privat“, sagt Ingo Kamossa, selbst Eisenbahner mit Leib und Seele. Für ihn ist das Vorhaben nicht nur ein rein sächsisches, sondern, wie der Name sagt, eines für die drei mitteldeutschen Bundesländer gemeinsames. „Der Zug soll ein Imageträger für die Region werden, für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“, wünscht sich Ingo Kamossa. Der Zug, schildert er, ist damals über Länder- und Systemgrenzen hinaus gefahren. „Wir möchten mit ihm unsere drei Bundesländer repräsentieren und zeigen, dass wir etwas gemeinsam auf die Beine stellen können“, sagt Ingo Kamossa. Hilfe jeglicher Art ist da natürlich willkommen. Auch und vor allem aus der Mutterstadt des Ost-ICE, aus Görlitz. „Ich helfe, wo es geht“, sagt Peter-Nikolai Marakanow vom Seniorkompetenzteam in Görlitz. Er setzt auf seine Kontakte unter anderem zu Bombardier. Ende Oktober vergangenen Jahres gab es dort schon ein erstes Treffen, ebenso mit Oberbürgermeister Siegfried Deinege und Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Hilft ehrenamtlich: Peter-Nikolai Marakanow aus Görlitz. Foto: Nikolai Schmid
„Vor allem ist der Landkreis an dem Vorhaben interessiert“, so die Erfahrung Peter-Nikolai Marakanows. Er arbeitet weiter mit den Leipzigern zusammen, ehrenamtlich. Die haben zuletzt ihr Projekt bei der Schau der Görlitzer Modelleisenbahner vorgestellt. Rund viereinhalb Millionen Euro, so schätzt es Ingo Kamossa derzeit ein, sind wohl nötig, um einen der Görlitzer Züge wieder fahrtüchtig zu machen. Mit 140 Stundenkilometern soll er durch Deutschland rollen, rund 145 Meter lang, 296 Tonnen schwer und mit 250 Sitzplätzen, plus 23 im Mitropa-Restaurant. Ab etwa 40 Fahrtagen pro Jahr könne der Zug wirtschaftlich betrieben, Betriebs- und Nebenkosten und künftige Hauptuntersuchungen refinanziert werden. „Leipzig macht sich als Standort für den Zug natürlich gut“, sagt Ingo Kamossa. Von dort aus seien deutschlandweit alle Ziele gut erreichbar. Bevor es so weit ist, ist allerdings noch viel zu tun. „Wir brauchen Hilfe von allen Seiten“, so der Initiator. Egal ob aus der Politik, der Wirtschaft, dem Handwerk oder, oder. „Wenn es eine Firma gäbe, die sich um die Lackierung beispielsweise kümmert, das wäre toll“, sagt er. Aber auch im Inneren gibt es viel zu tun, ganz zu schweigen von den Triebköpfen. Ingo Kamossa hofft auf regionale Betriebe und Handwerker, die sich beteiligen. Um das Ganze zu stemmen, wird nun eine gemeinnützige GmbH gegründet. „Die Anerkennung ist sicherlich nur Formsache“, sagt Ingo Kamossa. Die nächsten Ziele jedenfalls stehen schon fest. Am 13. Juli gibt es einen ersten Arbeitseinsatz am Zug in Dresden. Und zur nächsten Internationalen Tourismusbörse, der ITB in Berlin, wollen die Sachsen auch – selbstverständlich mit Zug. „Wenn er bis dahin nicht aus eigener Kraft fahren kann, wird er eben hingeschleppt“, schmunzelt Ingo Kamossa.
Za uprzejmą zgodą Sächsischen Zeitung
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