Nun ist auch das Jahr 2024 Vergangenheit und der SVT ist nicht wie geplant zum 30. August 2024 in Betrieb gegangen. Die geplanten Sonderfahrten mussten abgesagt und auch die Präsentation in Benešov konnte nicht realisiert werden. Wir mussten gemeinsam mit der VIS Verkehrs Industrie Systeme GmbH Halberstadt (VIS) als Generalunternehmer feststellen, dass weitere unerwartete Probleme zu zum Teil großen Verzögerungen führten. Aus meiner Sicht war die Vorheiz- und Kühlanlage in den beiden VT bei Weitem mit den meisten Mehraufwendungen verbunden. Im Unterflurbereich wurden erhebliche Frostschäden unter der Isolierung der Rohrleitungen festgestellt, so dass wir uns gegen eine Reparatur und für einen vollständigen Neubau der Verrohrung entschieden haben. Dadurch wurden neben erheblichen Mehrkosten für Material und Arbeitsleistung auch viele Arbeitsstunden benötigt. Sämtliche Rohrleitungen mussten nach der Demontage nach Muster nachgefertigt und im Fahrzeug angepasst werden. Dies betraf auch die Rohrleitungen im Bereich des Großraumabteils. Gemeinsam mit der neuen Kühlanlage, dem neuen Heizkessel, sowie den Leitungen im Fahrzeuginnenraum haben wir für den Betrieb des Zuges eine gute Basis geschaffen.
Das erste Maschinendrehgestell (MDG) wurde aus Neustrelitz geliefert und konnte nach Fertigstellung der Verrohrung mit dem VT a feierlich verheiratet werden. Nachdem weitere Arbeiten im Bereich Elektrik, und der Herstellung aller Verbindungen zwischen dem Fahrzeug und dem MDG hergestellt wurden, stand zum Jahresende der erste Motorprobelauf im VT a an. Nachdem einige kleinere Probleme behoben werden konnten, stiegt die Spannung vor diesem großen Ereignis bei allen Beteiligten an. Der Erfolg beim Motorstart war dank aller Beteiligten unser Lohn, der Motor lief ruhig im Leerlauf. Neben unseren zahlreichen ehrenamtlichen Mitstreitern möchten wir hier auch allen Zulieferern danken. Die ITL Eisenbahngesellschaft mbH Pirna (ITL) für die Arbeiten am Motor, Ostmecklenburgische Bahnwerk GmbH Neustrelitz (OMB) für die Aufarbeitung des MDG und Vormontage, Reuss Gelenkwellen für den Neubau sämtliche Gelenkwellen, DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH und Voith GmbH & Co. KGaA für die Arbeiten und Prüfung des Strömungsgetriebes, Eltric für die Aufarbeitung der Lichtanlassmaschine und des Lüftergenerators, Bosch Service GmbH für die Aufarbeitung der Einspritzpumpen und den Kollegen aus Bannewitz für die Aufarbeitung der Turbolader. Diese Zusammenstellung erfasst nur die Hauptkomponenten im MDG und zeigt die Vielzahl der Arbeiten, welche durch die SVT Görlitz gGmbH allein am MDG zu koordinieren waren.
Völlig unerwartet traf uns die Information aus Halberstadt, dass die demontierten GFK-Schürzen nicht mehr sanierungswürdig sind. Ein Nachbau war unausweichlich und auch hier stand die SVT Görlitz gGmbH vor einer neuen Herausforderung. Nach anfänglich positiven Gesprächen im Raum Dresden mit einer geeigneten und zertifizierten Firma, erhielten wir letztendlich doch eine Absage. Mit der FVK in Dessau konnten wir einen geeigneten Partner finden, welche dieses Ersatzteil für beide VT nach Vorlage fertigten. Mit Erfolg konnten diese bereits durch ehrenamtliche Mitstreiter an den VT montiert werden. An dieser Stelle möchte ich mich herzlichst bei Ralf Schindler, allen Teamleitern und jedem Helfer für ihr Engagement bedanken und bitten auch 2025, mit Blick auf die anstehende Inbetriebnahme nochmal aktiv zu werden.
Umfangreihe Arbeiten wurden in Folge an den ersten vier Fahrzeugen durch uns realisiert, so die Aufarbeitung und Montage der Fenster, Heizung, Wasser und Abwasser, Kücheneinbau, Fußböden und Inneneinrichtung, Elektrik und Bremsanlage. Auch 2024 müssen wir feststellen, dass sich die Fertigungstiefe unserer ehrenamtlichen Mitstreiter weiter erhöht hat, so haben wir zusätzliche Arbeiten z.B. im Bereich Lackierarbeiten für Kleinteile übernommen. Die Zusammenarbeit insbesondere mit den Fachbereichen Stahlbau, Innenausbau bei der VIS wurde nicht zuletzt durch die feste Zuweisung von Mitarbeitern der VIS zum Projekt erheblich verbessert. Große Defizite müssen wir jedoch im Bereich der Projektsteuerung bei der VIS feststellen. Das führte auch 2024 zu erheblichen Mehrarbeiten insbesondere bei Ralf Schindler und mir. Größtes Problem sind bis Ende 2024 die Drehfalttüren aller Fahrzeuge bei der VIS.
Zum 31. Dezember 2024 konnten wir mit Ausnahme von Nacharbeiten an den Fahrzeugen die Bauphase 2 erfolgreich abschließen. VT a, Vmc und Vmd sind für eine Inbetriebnahme vorbereitet und auch der VT b wird kurzfristig 2025 in diesen Zustand versetzt.
Die Finanzierung der Bauphase 2 wurde erfolgreich abgeschlossen. Die uns zur Verfügung stehenden Fördermittel wurden ausgeschöpft und die erforderlichen Eigenmittel in der notwendigen Höhe beigebracht. Hier danke ich allen Spendern und jedem ehrenamtlichen Mitstreiter für die geleisteten Arbeitsstunden, die gleichfalls als Eigenmittel bei der Bundesförderung angerechnet werden. Für die Bauphase 3 wurden erste Fördermittel abgerufen. Im Ergebnis eine ergänzenden Eingangsbefundung durch die VIS wurden hier jedoch erhebliche Mehrkosten insbesondere im Stahlbau identifiziert. Hier konnten wir eine Erhöhung der Bundesförderung sowie eine finanzielle Förderung des Landes Sachsen-Anhalt einwerben. Damit sehen wir auch die Finanzierung der letzten Bauphase als gesichert an.
Wie in allen vorangegangenen Jahren hat die SVT Görlitz gGmbH eine intensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Die Gestaltung des schon traditionellen Jahreskalenders, aber auch vieler weitere Aktionen stellt dabei einen wichtigen Beitrag zur Eigenmittelfinanzierung des Projektes. Mit der Vereinigung Vindobona Historik ist es uns gelungen eine Kooperation mit Partnern in Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik zusammenbringen. In Benešov fand ein erstes Treffen der Partner statt und es wurde über weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen. Allen Helfern bei Messen und Veranstaltungen, den Veröffentlichungen im Internet sowie den sozialen Medien, den Spendenaktionen soll auch hier für ihre Arbeiten gedankt werden.
Der Aufbau der Betriebsabteilung der UEF Eisenbahn-Verkehrsgesellschaft mbH (UEF), in Verantwortung von Andreas Haufe als örtlicher Betriebsleiter, als Voraussetzung für einen Betrieb des Zuges wurde 2024 vorangetrieben. Erste Einweisungen und Personalauswahlen wurden getroffen. Auch diese Tätigkeiten werden ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit ausgeführt und nehmen neben der Fahrtenplanung und Koordination einen großen Umfang ein. Der Tankvertrag mit DB Energie Tankservice, Bestellung Transponder, Einweisung ins Bestellsystem und Freigabe bei DB InfraGO AG (Trassen, Abstellungen), Schulungen, Tauglichkeit und die erforderliche Dokumentation bei der UEF sind nur einige Arbeiten, die 2024 im Betriebsbereich stattgefunden haben. Die Kalkulation für Sonderfahrten wurde grundlegend überarbeitet. Ein Chartervertrag wurde erarbeitet und befindet sich mit ersten Interessenten in der Anbahnung. Auch hier unser herzlicher Dank an alle Helfer im Bereich Betriebsabteilung und Fahrtenplanung.
Die Zusammenarbeit und Unterstützung mit dem Förderverein konnte aufgebaut werden. Leider fehlte bisher die Zeit zur Erarbeitung eines Kooperationsvertrages zwischen der gGmbH und dem Förderverein, insbesondere zu den Themen Sonderfahrten und nichtbetriebsrelevanter Personale. Für das Thema Bewirtschaftung des Speisewagens konnte durch die gGmbH ein zusätzliches Konto eingerichtet werden und ein verantwortlicher Küchenchef gewonnen werden. Wir bedanken uns für die Bereitschaft und das Engagement insbesondere von Michal Voigt.
Neben den ohnehin schon großen Herausforderungen rund um den SVT hatten wir 2024 noch das Thema der zukünftigen Abstellung des Zuges, in Folge der Kündigung der Halle in Dresden Altstadt zu lösen. Hierzu wurden zahlreiche potenzielle Standorte nicht nur im Freistaat Sachsen bewertet. Im Ergebnis dieser Bewertung wurde die Zusammenarbeit mit der Areviparma in Radebeul Ost als einzige kurzfristig umsetzbare Variante erkannt. Der Strandort Chemnitz im Kraftwerk war bereits belegt und die Lösung im Bereich Hauptbahnhof steht vsl. nicht vor 2026 zur Verfügung. Mit der Arevipharma konnte ein langfristiger Mietvertrag abgeschlossen werden. In Abstimmung mit der Landeseisenbahnaufsicht wurden die Themen Gleissanierung, Hallenbau sowie die Inbetriebnahme der Anschlussbahn abgestimmt geregelt. In ehrenamtlicher Arbeit wurden Schwellen für die Gleissanierung aufgearbeitet, altbrauchbare Scheinen besorgt und nach Radebeul transportiert. Dank der Unterstützung von Arndt Eißmann und den Kontakten über die DEVK zum Bahnbau konnte der Gleisbau vollständig als Spendenleistung realisiert werden. Auch der Schotter wurde uns kostenlos zur Verfügung gestellt. Jedoch stiegen die Kosten für die Bauvorbereitung und Entsorgung deutlich über den von uns erwarteten Betrag. Dennoch konnte für die Leichtbauhalle der Firma HALTEC die Voraussetzung geschaffen werden, dass diese bis 02.Mai 2025 errichtet wird. Eine Bauanzeige mit Vermessung, Bodengutachten, statischer Betrachtung, Festigkeitsnachweis, Wasser-, Abwasser- und Stromanschluss, Brandschutzkonzept und weiteren Daten musste erstellt werden. Dieses Teilprojekt band zusätzliche Kräfte und Kapazitäten insbesondere auch bei der Geschäftsführung. Zusätzlich musste noch ein Zaun errichtet, das Zufahrtstor instandgesetzt, Aufenthalts- und Sanitärcontainer beschafft werden. Das gesamte Teilprojekt kann ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert werden und wird vsl. statt geplanten 300 T€ nun insgesamt 500 T€ kosten. Ich bedanke mich bei allen Unterstützern und Spendern und besonders bei Jessica Neumann für die Idee zur Aktion „Alles unter Dach und Fach“, die es uns ermöglicht hat auch dieses Projekt anzugehen. Hier ist jedoch noch eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke zu schließen, ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir auch dieses Problem 2025 erfolgreich lösen werden.
Weitere Probleme haben sich 2024 insbesondere am MDG 3 ergeben. Noch immer sind nicht alle Gummi-Metall-Teile aus Ungarn nach Neustrelitz geliefert worden. Das Strömungstriebe steht noch immer in Chemnitz bei DB-Fahrzeuginstandhaltung ohne einen verbindlichen Fertigstellungstermin. An zwei Radscheiben der Antriebsradsätze wurden bei der Prüfung Risse im Bereich der Kennzeichnung festgestellt, welche nicht durch Schleifen beseitigt werden konnten. Es mussten 2 neuen Radscheiben geschmiedet und mechanisch bearbeitet werden. Mit hohem Aufwand konnten eine Firma in Italien für die Schmiedearbeiten und in Vetschau für die mechanische Bearbeitung gewonnen werden. Die Pressarbeiten und Bereifung wird die WISAG 2025 ausführen. Hier warten wir noch auf ein entsprechendes Angebot.
Finanzierung:
Die Projektfinanzierung Bauphase 2 wurde zum 31. Dezember 2024 nach einer einjährigen Verlängerung abgeschlossen. Die Abrechnung sowie der Verwendungsnachweis werden fristgemäß eingereicht.
Die Bauphase 3 ist unter Berücksichtigung der bewilligten Mehrkosten sowie die Förderung aus Sachsen-Anhalt finanziell gesichert. Die Arbeiten im Stahlbau am Fahrzeug gehen voran. Die Türverbreiterung für den behindertenfreundlichen Umbau wurden bereits gefertigt und nach Halberstadt geliefert. Die Fertigung der Rollstuhlrampe wurde beauftragt.
Die notwendigen Eigenmittel, um die Fördermittel vollständig abrufen zu können, stehen zur Verfügung.
Die Finanzierung des Standorts in Radebeul Ost ist noch nicht vollständig gesichert. Die Geschäftsführung ist jedoch in Gesprächen auch hier Lösungen zu finden. Wir setzen hier weiterhin auf die Spendenbereitschaft und suchen zusätzliche finanzielle Förderungen.
Planung und Dokumentation:
Die Planungen für die vorgesehene und genehmigten Änderung am SVT konnten Dank der CE cideon engineering GmbH & Co. KG als unser Planungsbüro parallel zum Baufortschritt abgeschlossen werden. Die Forderungen der Aufsichtsbehörde werden damit erfüllt. Die Dokumentation für die Inbetriebnahme des Zuges konnte weiter vorangetrieben werden. Dank der Unterstützung von Winfried Sievert und Harald Uhle als Sachverständige, sowie Klaus Franze als Unterstützer bei der Inbetriebnahme konnten hier erforderliche Vorarbeiten der VIS zur Verfügung gestellt werden. Dennoch bleibt es eine große Herausforderung hier fristgemäß alle Dokumente und Unterlagen vor der Abnahmefahrt zusammen zu stellen. Die Datenbasis, insbesondere Dank zahlreicher nun digitalisierter Unterlagen vom Hersteller ist hier sehr gut, bedarf jedoch noch umfangreicher Prüfungen und Korrekturen, insbesondere für den laufenden Betrieb des Zuges.
Aussichten 2025:
Wichtigste Aufgabe ist die Inbetriebnahme des Zuges Mitte 2025. Die Fördermittel für die Bauphase 3 sind nur bis Ende des 3. Quartals 2025 bewilligt. Eine nochmalige Verlängerung wurde vom Fördermittelgeber ausgeschlossen. Damit kann die gGmbH ihre finanziellen Verpflichtungen nur erfüllen, so durch den Betrieb des Zuges hinreichende Erlöse erwirtschaftet werden. Dies wird mit dem geplanten Fahrtenprogramm ermöglicht, so der Zug betriebsfähig und betriebssicher einschließlich der erforderlichen Personale zur Verfügung steht. Vieles haben wir hier bereits vorbereitet oder sind intensiv an der Abarbeitung der Themen. Damit wird auch deutlich, dass eine frühzeitige Fahrtenplanung unumgänglich ist, auch wenn heute noch kein Inbetriebnahmetermin verbindlich genannt werden kann.
In der Zeit vom 25. März bis 02. Mai 2025 wird die Leichtbauhalle in Radebeul Ost errichtete. Danach kann die Anschlussbahn in Betrieb genommen werden und der Umzug von Dresden Altstadt nach Radebeul Ost erfolgen. Der WC-Container einschließlich der Medienanschlüsse werden hergestellt und auch der Zaunbau kann abgeschlossen werden. Damit ist der Standort für den Zug aufnahmefähig.
Am 17. Mai 2025 wird in Halberstadt insbesondere für die Mitglieder des Club der 175 ein RollOut öffentlich stattfinden. Erstmals soll ein Teil des Zuges aus eigener Kraft und mit eigener Bremse die Werkhallen verlassen.
Am 21. Juni 2025 wird der SVT anlässlich des Tages der offenen Tür in Halberstadt öffentlich präsentiert. Mit dem „Zug zum Zug" wird es eine Sonderzugfahrt von Dresden über Leipzig und Halle nach Halberstadt geben.
Die Inbetriebnahme des Zuges, einschließlich der Dokumentation wird mit Hilfe der INTECMA Anlagentechnik GmbH, der VIS und unseren Mitstreitern intensiv vorbereitet. Im Ergebnis der Prüfungen kann ein Termin zur Abnahmefahrt mit der Landeseisenbahnaufsicht abgestimmt werden. Parallel werden die Ausbildungs- und Schulungsfahrten organisiert. Erster betrieblicher Test insbesondere für unsere Betriebsabteilung wird das Dampfloktreffen in Dresden.
Alle diese in Aussicht stehenden Termine können wir jedoch nur realisieren, wenn es uns gemeinsam mit der VIS gelingt, die notwendigen Arbeiten und Prüfungen zeitgerecht fertig zu stellen. Daher hier nochmals der dringende Aufruf an alle ihre Arbeitsbereitschaft zu prüfen und nach Kräften zu erhöhen. Wir sind jetzt so weit gekommen, dass wir das Projekt nicht durch weitere Verzögerungen in Gefahr bringen dürfen. Jede aktive Hand wird in Halberstadt benötigt. Das gilt auch für die zahlreichen nicht sichtbaren Arbeiten im Hintergrund.
Ich bedanke mich als Geschäftsführer auch im Namen der Gesellschafter und Ralf Schindler bei Allen für die bisher geleistete Arbeiten und freue mich auf Ihre/Eure Unterstützung bei der Vorbereitung der Inbetriebnahme sowie dem zukünftigen Betrieb des Zuges.
Mario Lieb
Geschäftsführer